Muskuläre Dysbalance


Definition

Unter Muskulären Dysbalancen (Ungleichgewicht) versteht man Muskelverkürzungen und/oder Muskelabschwächungen zwischen Agonist (= Spieler) und Antagonist (= Gegenspieler). Entstehen können solche Dysbalancen durch einseitige Kraftentwicklung und durch gleichzeitige Vernachlässigung ihrer Dehnungsfähigkeit. Oft ist eine mangelnde bzw. fehlende körperliche Beanspruchung, eine einseitige Belastung beim Sport oder im Alltag, eine falsche Bewegungsausführung, aber auch eine Verletzungen am Bewegungsapparat die Ursache einer Dysbalance. Diese Verkürzungen und Abschwächungen lassen sich durch Längen- und Krafttestung ohne grossen Aufwand erfassen.

Tonische und phasische Muskulatur

Die Muskeln können entwicklungsgeschichtlich von ihrer Funktion her in drei Gruppen eingeteilt werden:

Beim Menschen lassen sich tonische und phasische Muskeln nicht mehr in ihrer reinen Form finden. Dennoch können gewisse Muskeln durch ihre Reaktion auf eine Fehl- oder Überbelastung der einen oder anderen Muskelgruppe zugeordnet werden.

Tonische Muskulatur

Die tonische Muskulatur ist ausdauernder und schwächt langsamer ab. Sie neigt aber zur Verkürzung.
tonische Muskulatur
Bildquelle: Allez Hop!, SOV 1997

Phasische Muskulatur

Die phasische Muskulatur ermüdet schneller. Sie neigt aber nicht zur Verkürzung. Wird sie nicht regelmässig trainiert, reagieren die Muskeln mit einer Abschwächung.
phasische Muskulatur
Bildquelle: Allez Hop!, SOV 1997

Dysbalance

muskuläre Dysbalance
Bildquelle: Dehn- und Kräftigungsgymnastik,
Hans Spring et al. 4. unver. Auflage, Thieme 1992

Die muskuläre Dysbalance stellt einen Zustand dar, bei dem ein Ungleichgewicht zwischen der tonischen und der phasischen Muskulatur besteht: Die tonischen Muskeln sind bei erhaltener Kraft verkürzt, die phasischen Antagonisten und Synergisten weisen bei normaler Länge eine Abschwächung auf.

Zwischen beiden Muskelgruppen besteht eine direkte Beziehung. Ein verkürzter tonischer Muskel hemmt seine phasischen Antagonisten (Gegenspieler) und Synergisten (Mitspieler). Die optimale Trainierbarkeit der phasischen Gegenspieler und Mitspieler wird dadurch verhindert.

Bei dieser muskulären Dysbalance handelt es sich um einen typischen Teufelskreis: Die Verkürzung unterhält die Abschwächung, und umgekehrt begünstigt die Abschwächung die Verkürzung. Häufig kann der auslösende Faktor zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr herausgefunden werden.

Folgen der Muskulären Dysbalance

Eine muskuläre Dysbalance setzt die Belastbarkeit des Bewegungsapparates herab. Oft leiden betroffene unter verspannter Nacken- und Schultermuskulatur. Die Haltung kann sich verschlechtern und die Wirbelsäule wird fehlbelastet, was wiederum zu Schmerzen führen kann. Allgemein wird die Verletzungsanfälligkeit erhöht.

Konsequenzen

muskuläre Dysbalance
Bildquelle: Dehn- und Kräftigungsgymnastik,
Hans Spring et al. 4. unver. Auflage, Thieme 1992

Eine muskuläre Dysbalance kann man beheben, indem man die dabei betroffene tonische Muskulatur dehnt und die phasische Muskulatur kräftigt. Dabei sollte zuerst gedehnt werden, das heisst die verkürzte Muskulatur muss zuerst wieder auf ihre normale Länge gedehnt werden. Erst jetzt ist eine Kräftigung optimal möglich:

Dehnen kommt vor Kräftigen.



Beispiel Fussballer

Durch das Lauf-, Sprung- und Schusstraining werden vor allem die Hüftbeugemuskeln gekräftigt und verkürzt. Parallel dazu kommt es zu einer Verkürzung der unteren Rückenstreckmuskulatur. Das Ergebnis ist eine Beckenkippung nach vorne und damit eine zunehmende Hohlkreuzbildung. Um dieser Dysbalance entgegenzuwirken, muss der Fussballer also seine Hüftbeugmuskeln und die Rückenstreckmuskulatur regelmässig dehnen sowie die Bauch- und Gesässmuskulatur kräftigen.

Aufgabe

  1. Vergleichen Sie Ihre Wirbelsäule mit den Abbildungen unten. Zu welcher Form besteht die grösste Übereinstimmung?

  2. Suchen Sie im Kraftraum alle Geräte, welche die phasische Muskulatur kräftigen. Schreiben Sie die Nummern auf.

  3. Suchen Sie im Kraftraum alle Dehnungsübungen, welche die tonische Muskulatur dehnen. Schreiben Sie die Nummern auf.

  4. Stellen Sie für sich ein Training zusammen unter Berücksichtigung der Form Ihrer Wirbelsäule.

    Kräftigen:..........................

    Dehnen:............................


Quellen:

  • Sportheft zum Schweizerischen Lehrmittel «Sporterziehung» Band 6, W. Mengisen, R. Müller, 2002
  • www.sportunterricht.ch
  • www.sportunterricht.de
  • Allez Hop!, SOV 1997
  • Dehn- und Kräftigungsgymnastik, Hans Spring et al. 4. unver. Auflage, Thieme 1992

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